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Historie und Verantwortung – Die Wieland-Werke 1933–45

Die Kriegsjahre des Zweiten Weltkriegs waren auch für die Wieland-Werke AG eine schwierige Zeit, für die das Unternehmen historisch um seine Verantwortung weiß. Als Hersteller von NE-Halbzeugen erfuhr Wieland von Seiten der Behörden eine Vorzugsbehandlung, musste sich aber dennoch unermüdlich für den Fortbestand und Schutz des Unternehmens und dessen Mitarbeiter einsetzen.

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Story 151 – 1945 – Menschen Sicherheit Megatrends

Wie gewonnen, so zerronnen

Nach 1945 werden 5 Strangpressen zwangsweise demontiert

Im Rahmen von Reparationsleistungen muss Wieland nach dem 2. Weltkrieg seine modernsten, teils nagelneuen Strangpressen abbauen und abgeben. Auch die aus Frankreich stammende Presse 9, um deren Rückgabe langwierige Verhandlungen stattfinden.

Als der 2. Weltkrieg im Mai 1945 zu Ende geht, ist das Vöhringer Werk – anders als das Werk in Ulm – von größeren Kriegsschäden weitgehend verschont geblieben. Militärisch sinnlose Kampfhandlungen zwischen deutschen und amerikanischen Truppen in den letzten Kriegstagen haben neben geringen Gebäudeschäden lediglich die Kraftzentrale und die Walzenschleiferei in nennenswertem Umfang beschädigt. Eine empfindliche „Zerstörung“ der Produktionsanlagen erleidet das Werk erst später – am grünen Tisch der alliierten Militärregierung.

Die nämlich ordnet an, dass Wieland als Reparationsleistung sechs Strangpressen abzuliefern hat. Darunter selbstverständlich auch die Presse 9, die 1941 als Kriegsbeute aus dem französischen Givet gekommen war. Den Vorschlag, stattdessen die nagelneue, noch gar nicht in Betrieb genommene Presse 10 nach Frankreich zu liefern, lehnen die Militärbehörden ebenso ab, wie das ersatzweise Ausliefern einer Strangpresse der zu Wieland gehörenden Deutschen Delta-Metall-Gesellschaft. Weder das große Engagement von Dr. Hans Wieland noch die Bittschreiben etlicher Wieland-Kunden an die Militärregierung können deren Entschluss ändern. Und so muss die Presse 9 in einem komplizierten Verfahren und ohne geeignetes Hebezeug abgebaut werden. Die dabei eintretenden Verzögerungen werden Dr. Hans Wieland sogar als Hochverrat ausgelegt – ein Militärgerichtsverfahren gegen ihn endet 1948 mit einem Freispruch.

Anfang 1949 ist die Presse 9 endlich versandfertig verpackt und wird nach Givet (F) zurück geliefert. Darüber hinaus muss Wieland vier weitere Pressen demontieren und als Reparationsleistung abgeben. Dass mittlerweile längst der Marshall-Plan zum wirtschaftlichen Wiederaufbau Westdeutschlands angelaufen ist, kann die Besatzungsmächte nicht umstimmen: Im März 1950 rollen nicht weniger als 44 Güterwagons aus dem Vöhringer Werk in Richtung Jugoslawien. An Bord befinden sich mit den Nummern 8, 12, 13 und 14 ausgerechnet die neuesten und modernsten Strangpressen aus dem Presswerk 2. Dort verbleiben lediglich die Rohrpresse 5 aus dem Jahr 1928 und die relativ schwache Kurbelpresse 11 von 1944. Was die Alliierten nicht demontieren können, ist die mittlerweile große Expertise der Wieland-Mitarbeiter im Strangpressen von Leichtmetallen – und der feste Wille, dieses Wissen so schnell wie möglich wieder in innovative, hochwertige Strangpressprodukte einfließen zu lassen.

Mitarbeiter mit  Zylinder

Auch die erst bei Kriegsende fertiggestellte Presse 14 mit ihrer enormen Presskraft von 50 Meganewton muss demontiert und als Reparationsleistung abgegeben werden.

Presse auf Eisenbahn

Zusammen mit drei weiteren Pressen wird Presse 14 im März 1950 per Eisenbahn nach Jugoslawien transportiert.