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Story 135 – 1930 – Menschen Innovation Megatrends

In der Form liegt ­die Vielfalt

Das Strangpressverfahren eröffnet neue Geschäftsfelder

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts können im Strangpressverfahren nicht nur Rohre, sondern auch Stangen und Profile in bisher undenkbaren Geometrien gefertigt werden. Sie eröffnen Wieland neue Geschäftsfelder und tragen wesentlich zum Wachstum des Unternehmens bei.

Anfangs wird das Strangpressverfahren für Rohre und Schweißstangen angewandt, außerdem für
Drähte und einfache Profile, unter anderem für Glasleisten und Scharniere. Auch Pressbänder aus bleihaltigem Messing werden auf den riesigen Pressen gefertigt, weil sie sich nur bedingt für das Warmwalzen eignen.

Dank verbesserter Legierungen und immer stärkeren Pressen steigt die Vielfalt der Presserzeugnisse ab den 1930er-Jahren beträchtlich. Vor allem im Baugewerbe werden komplex geformte Abdeckungen und Konstruktionselemente nachgefragt. Diese werden oft mit einem strömungsgünstigen, gut handhabbaren Querschnitt gepresst und anschließend durch Nachziehen in die endgültige Form gebracht. Wieland liefert in dieser Zeit Profile, Abdeckungen und Konstruktionsbauteile für zahlreiche Bauprojekte, aber auch für die Möbelindustrie. Und nicht zuletzt für die eigene Hauptverwaltung in Ulm, die 1938 mit einem modernen Eingangsbereich versehen wird. Hierbei kommen wie bei anderen Projekten auch Leichtmetall-Profile zur Anwendung, die seit 1934 bei Wieland produziert werden.

Auch im privaten Bereich sind Messingrohre und -profile stark gefragt – etwa zur Fertigung von Handläufen, Treppengeländern, Vitrinen und dekorativen Haushaltsgegenständen. In diesem Segment erfreuen sich besonders Pressprodukte aus Neusilber, die Wieland seit 1928 anbietet, großer Beliebtheit. Zeitweise unter dem Namen „Wiesilber“ vermarktet, bieten sich Profile aus dieser nickelhaltigen Legierung wegen ihrer weiß-silbrigen, glänzenden Oberfläche und ihrer guten Weiterverarbeitbarkeit besonders für hochwertige, dekorative Produkte an. Etwa bei Designermöbeln oder in der ambitionierten Raumausstattung – und dies lange bevor rostfreie Edelstähle in diesem Bereich Einzug halten.

Auch wenn dieses Geschäftsfeld wegen des 2. Weltkrieges bald schon eine untergeordnete Rolle spielen wird – der Grundstein für das Aufblühen der Wieland-Strangpressprodukte nach 1945, vor allem für Fenster- und Türelemente aus Aluminium, wird zweifellos in den 1930er-Jahren gelegt.

Mehr erfahren über
Wieland Produkte

Reichsbankfiliale Frankfurt

Beim Bau der Reichsbankfiliale in Frankfurt am Main kommen Fassadenelemente und Fensterprofile von Wieland zum Einsatz. Sie bestehen aus Delta-Metall-Legierungen.

Auszug Produktkatalog

1934 wirbt Wieland für stranggepresste Profile. Treppengeländer und Heizkörperverkleidungen gehören ebenso zu den stylischen Produkten wie Deckenbeleuchtungen, Fenster und Türen.

Sessel

Avantgardistisch: Möbel aus Neusilber-Rohren sind in den 1930er-Jahren ein Novum, das nur dank des Strangpressverfahrens wirtschaftlich realisiert werden kann.